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1. Theil 3 - S. 130

1880 - Stuttgart : Heitz
130 Neue Geschichte. 1. Periode. England. unter ihm muß erwähnt werden, die seine Regierung merkwürdig gemacht hat, der Pulververschwörung (1605). Es hatten nämlich die Katholiken in England große Hoffnungen auf Jacob I., weil er der katholischen Maria Stuart Sohn war, gebaut. Diese Hoffnungen sahen sie aber nachher nicht erfüllt, und sie beschlossen, sich auf eine ausgezeichnete Weise an ihm zu rächen. Damit aber zugleich alle, von welchen die Gesetze gegen die Katholiken ausgegangen waren, vernichtet würden, so sollte das Parlament an dem Tage, an welchem der König es durch eine Rede, wie gewöhnlich, eröffnete, durch Pülver in die Luft gesprengt werden. Dann wollten sie sich der kleinen Tochter des Königs, Elisabeth (nachmals Gemahlin des unglücklichen Kurfürsten von der Pfalz, Friedrichs V.), bemächtigen und sie zur Königin ausrufen. Gesagt, gethan! Einer der Verschworenen, Pi er cy, miethete ein Haus neben dem Parlamentsgebäude, um durch seinen Keller in den dieses Gebäudes durchzubrechen. Allein dieser Mühe bedurfte es nicht einmal; denn der Keller des Parlamentshauses sollte gerade vermiethet werden und Piercy miethete ihn. Die Verschworenen gingen nun rasch ans Werk. Sechsunddreißig Tonnen Pulver werden hineingebracht und mit Reisern und Büschen wohl bedeckt; Alles ist schon bereitet, die Lunten liegen fertig und der Tag, an dem sich das Parlament versammeln soll, rückt heran. Zehn Tage vorher aber erhielt Monteagle (sprich Montigel), ein Katholik, folgendes Billet von unbekannter Hand: „Mylord, aus Liebe, die ich für einige Ihrer Freunde habe, bin ich für Ihre Erhaltung besorgt. Ich rathe Ihnen also, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, einen Vorwand zu erfinden, um bei diesem Parlamente nicht erscheinen zu dürfen; denn Gott und Menschen haben sich vereinigt, die Bosheit dieser Zeit zu bestrafen. Verachten Sie diese Warnung nicht, sondern gehen Sie auf Ihr Landgut, wo Sie den Ausgang ruhig abwarten können; denn obgleich kein Aufruhr vorhanden zu sein scheint, so sage ich Ihnen doch, daß dieses Parlament einen schrecklichen Streich empfangen und doch nicht sehen wird, von wannen er kommt. Diesen Rath müssen Sie nicht verachten, weil er Ihnen nützen und nicht schaden kann; die Gefahr wird so geschwind sein, als Sie diesen Brief verbrennen." Monteagle erschrak. Er begab sich zum Staatssecretär, und dieser zum Könige, und alle waren der Meinung, daß die letzten Worte auf eine Pulverexplosion deuteten. Sogleich wurde eine Untersuchung der Parlamentshäuser anbefohlen. Graf Suffolk,

2. Theil 3 - S. 236

1880 - Stuttgart : Heitz
236 Neue Geschichte. 2. Periode. England. rühmte petition of rights die königliche Bestätigung aller bisherigen Freiheiten der Nation durch. Damit hatte die Opposition festen Boden gewonnen, von welchem aus sie gegen die inconstitutionellen Forderungen des Königs gesetzlichen Widerstand erhob, wie z. B. H a m p den gegen die Auslage des Schiffsgeldes. Karl beschloß deshalb, lieber ganz ohne Parlament zu regieren. Er löste es auch wirklich auf und regierte 11 Jahre lang ohne dasselbe. Es ging auch so ziemlich, weil er gerade einen trefflichen Minister (Graf Strafford) hatte und keinen kostspieligen Krieg zu führen brauchte; denn in England war schon damals die Einrichtung, daß der König keine neuen Abgaben vom Volke verlangen durfte, die das Parlament nicht bewilligt hatte. Aber es war, als wenn der König recht darauf ausginge, sich um die Liebe seiner Unterthanen zu bringen. Bisher hatten die Engländer und Schotten Gott mit echt evangelischer Einfachheit verehrt. Aber Karl war dem katholischen Gottesdienst weit mehr geneigt, weil er eine katholische Gemahlin hatte, Hen- riette Maria, Tochter Heinrichs Iv., und als ihm ein unverständiger Erzbischof (Laud) den Vorschlag machte, eine neue Liturgie einzuführen, welche in Annäherung an die katholischen Gebräuche die Sinnlichkeit mehr beschäftigte und mehr Ceremonien enthielte, so gab er dazu gleich seine Einwilligung. Darüber entstand nun eine gewaltige Bewegung im Reiche; denn nichts läßt sich der Mensch weniger nehmen, als das Recht seines Glaubens. Ueber-Haupt war damals die Sekte der Resormirten in beiden Reichen besonders stark, und mit großem Abscheu erklärten sie sich gegen alle Neuerungen, welche die Einfachheit des Gottesdienstes zerstörten. Sie nannten sich Puritaner, d. i. Freunde der Reinheit der Kirche. Dennoch setzte Karl seinen Willen in England durch und entfremdete sich dadurch vollends alle Gemüther. — Nun sollte die neue Liturgie auch in Schottland eingeführt werden. Aber gleich bei dem ersten Versuche wurde der Bischof vom Volke in Edinburg beinahe gesteinigt, und da der König dennoch auf der Einführung bestand, so verfaßten alle puritanischen Schotten eine Schrift, den Covenant (1638), in welcher sie erklärten, sie würden nimmermehr ihre väterliche Religion sich nehmen lassen. Sie gingen noch weiter: sie warben Truppen, um Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Karl erschrak; er hatte kein Geld und nur ein schlechtes Heer, und mußte also nachgeben. Aber bald schämte er sich wegen hieser Nachgiebigkeit. Er beschloß, Gewalt zu. brauchen, und um

3. Theil 3 - S. 238

1880 - Stuttgart : Heitz
238 Neue Geschichte. 2. Periode. England. Menschen sonst nicht selten im Alter geschieht. Er wurde ernsthaft, schloß sich an die strengsten Puritaner an, lebte ordentlich und erbot sich, alle im Spiel gewonnenen Summen zurück zu bezahlen. Von nun an war sein Haus der Sammelplatz aller eifrigen Geistlichen seiner Partei; aber seine Freigebigkeit gegen sie brachte ihn in Schulden. Er suchte sich durch eine kleine Pachtung zu retten, sank aber immer tiefer in Schulden, weil er, anstatt die Hände zu rühren, Morgens und Abends stundenlang auf den Knieen lag und seine Einbildungskraft mit Erscheinungen und Offenbarungen nährte. So nahm seine Schwärmerei von Tage zu Tage zu und sein Vermögen immer mehr und mehr ab. Schon wollte er nach Amerika auswandern, als der Hof die Abfahrt verbot. Endlich wurde er zum Parlamentsmitglied gewählt. Aber nichts verrieth hier den Mann, der sich nachher so auszeichnete. Er war groß, aber uube-hülflich, hatte weder Anstand noch Sitten, kleidete sich nachlässig und hatte eine gemeine, undeutliche und verwirrte Sprache. Als aber der Bürgerkrieg ausbrach, zeigte sich bald sein großes Talent. Er warb ein Regiment aus Pachterssöhnen an und theilte ihnen bald seine Schwärmerei mit, die bekanntlich bei schlecht unterrichteten Leuten ansteckend ist. Er war zugleich ihr Prediger und ihr Anführer, und sein und der Seinigen wilder Enthusiasmus verrichtete Wunderdinge. Bald sahen alle auf ihn, und ganz England sprach von dem Pachter Eromwell mit Begeisterung. Man wählte ihn zum Anführer des ganzen Heeres. Aber zugleich wurde er auch das Haupt einer neuen religiösen und politischen Sekte, der Independenten. Er und seine Anhänger behaupteten, alle Menschen müßten gleich sein und daher weder ein König noch der Adel herrschen; jeder könne glauben, was er wolle; aber keine Obrigkeit müsse sich um die Kirche bekümmern, und jede Gemeinde habe das Recht, ihre Prediger selbst zu erwählen und einzusetzen; jeder könne ein Geistlicher werden u. s. w. Fast das ganze Heer wurde nach und nach von diesen Freiheitsgrundsätzen angesteckt, und die Seele des Ganzen war Eromwell. Ist einmal ein Heer von einem großen Gedanken begeistert, gleichviel, ob er richtig oder falsch ist, so ist ihm nicht leicht zu widerstehen. So auch hier. Der>König, so glücklich auch im ersten Kriegsjahre sein Vetter, Prinz Rnppert von der Pfalz, gefochten hatte, und sein Anhang wurden fast überall geschlagen; auf der einen Seite hatte er die Schotten, auf der andern die Independenten zu bekämpfen. Die entscheidendste Niederlage erlitt er bei

4. Theil 3 - S. 242

1880 - Stuttgart : Heitz
242 Neue Geschichte. 2. Periode. England. leiden gepeinigt starb Cromwell im Palaste zu Whitehall, 1658.*) Gleichwohl reichte der kurze Zeitraum seiner Herrschaft hin, um die Grundlage zu Englands politischer Macht und Größe zu geben. Namentlich sicherte er den Engländern durch die Navigationsacte, welche allen fremden Nationen die Einfuhr von Waaren verbot, die nicht Products ihrer eigenen Länder waren, den Vortheil, Europa mit den Waaren Indiens und Amerikas zu versehen, ein Vortheil, welchen er den Holländern entriß. Sein Sohn, Richard Cromwell, wurde zwar nach ihm auch Protector; aber sein sanftes, weiches Gemüth war für einen solchen Platz nicht gemacht. Er legte seine Würde bald nieder. Wer sollte nun regieren? Anfangs ergriff wieder das Parlament die Regierung; aber zu ihm hatte das Volk kein Zutrauen. Da entschloß sich ein alter würdiger General, Georg Monk, den stillen Wünschen des Volkes eine Stimme zu geben.' Er ging mit seinen Soldaten, die ihn wie einen Vater liebten, nach London, ließ ein besseres Parlament wählen und gab heimlich dem ältesten Sohne Karls I., der gerade in Holland lebte, einen Wink. Nachdem das Parlament, welches aus lauter gemäßigten Männern bestand, 14 Tage lang sich mit Berathschlagnngen beschäftigt hatte, wie man nun die vielen Mißbräuche abschaffen und eine neue Regierung einrichten wollte, meldete am 1. Mai 1660 der Präsident, daß ein Abgesandter des Prinzen Karl draußen stände. Bei dieser Nachricht erhob das ganze Parlament, ein lautes Freudengeschrei, als wenn es nur auf solchen Antrag gewartet hätte. Der Gesandte mußte gleich hereinkommen und seinen Auftrag sagen. Er überreichte einen Brief, der mit Begierde gelesen, schnell abgedruckt und im ganzen Reiche verbreitet wurde, damit alle an dem fröhlichen Ereignisse Theil nähmen. In diesem Briefe versprach Karl, der nun als König Karl Ii. (1660—85) gellknnt wurde, allen Verzeihung für die Vergangenheit, Gewissensfreiheit u. s. w., wenn sie ihn zum Könige machen wollten. Das wurde mit Freuden angenommen und sogleich eine feierliche Gesandtschaft angeordnet, die ihm ein Geschenk bringen und ihn nach England hernberholen sollte. Bisher hatte man in Frankreich und in den Niederlanden den König etwas über die Achsel angesehen. Nun aber beeiserte *) Sein Staatssecretair war der berühmte Dichter Milton, der unter anderm „Das verlorene Paradies" dichtete, in seinem Alter blind und doch voll Feuer und Geisteskraft^

5. Theil 3 - S. 244

1880 - Stuttgart : Heitz
244 Neue Geschichte. 2. Periode. Frankreich. Mazarin [gest. 1661].*) Der König nahm diesen auch an, starb aber bald darauf (1643). Der neue König, Ludwig Xiv. (1643—1715), stand erst im fünften Jahre. Zur Regentin wurde daher seine Mutter, Anna von Oestreich, eine Spanierin, erklärt; im Grunde aber leitete Mazarin alles. Die Folge davon waren Parteien, in die sich die Großen des Reichs theilten, und da die Franzosen überhaupt zu Ränken geneigt sind, so fehlte es während der ganzen Minderjährigkeit des Königs nicht daran. Mit 14 Jahren wurde er mündig! Aber was ließ sich von einem so jungen Monarchen erwarten? Die Unruhen wurden immer ärger (Unruhen der Fronde). Zuletzt brach ein förmlicher Krieg aus, wobei einige Große es mit dem Minister hielten, andere (Prinz von Conde) ihn wüthend bekämpften. Selbst in den Straßen von Paris wurde einmal eine Schlacht geliefert und Bürgerblut vergossen (1652). Aber der Cardinal blieb Sieger und sein feierlicher Einzug in Paris bewies, daß das absolute Königthum mit Hülfe der Militärgewalt gesiegt hatte. *) Richelieu war wie ein zweiter König im Lande — urtheilt Ranke. Schon beim Jahre 1629 schildert man ihn, wie eine sollicitirende und diensteifrige Menge sein Haus erfüllt, die Thüren seiner Gemächer belagert; wie sie ihn ferner, wenn er etwa in seiner Sänfte herumgetragen wird, mit Ehrfurcht begrüßt, der eine niederkniet, der andere ihm eine Bittschrift überreicht, ein dritter sein Kleid zu küssen sucht; jeder preist sich glücklich, der sich eines 'gnädigen Blickes von ihm rühmen kann. Denn die Summe der Geschäfte lag schon damals in seinen Händen. Er hatte sich die höchsten Würden, deren ein Unterthan fähig ist, übertragen lassen; aber noch höher stellte ihn, daß er damit den Purpur der Cardinäle verband; der vornehmste Prinz von Gehurt, Conde, ließ ihm den Vorrang. Seitdem war er nun noch um vieles mächtiger und vor allem furchtbarer geworden. In tiefer Zurückgezogenheit lebte er in Rues, in einem von den Nordwinden einigermaßen geschützten Park, wo man mitten in dem revolutionären Ruin doch noch einige Spuren kunstfertiger Menschenhände bemerkt, einige Reste der Wasserkünste, die aus Italien zuerst hierher verpflanzt worden sein sollen. Wenig zugänglich — die fremden Gesandten mußten etwas Wesentliches vorzutragen haben, wenn sie ihn sprechen wollten —, war er der eigentliche Mittelpunkt der Staatsgeschäfte. Der König kam oft von St. Germain zum Staatsrath herüber. Fuhr Richelieu selbst hinüber, so war er von einer Leibwache umgeben, welche auf seinen Namen verpflichtet und von ihm besoldet war; denn auch in dem Hause des Königs wollte er nichts von seinen Feinden zu fürchten haben; eine ganze Anzahl junger Edelleute aus den vornehmsten Häusern, die sich ihm angeschlossen, verfahen den persönlichen Dienst bei ihm; er hatte eine Schule für sie errichtet. In Paris besaß er den kleinen Luxembourg und baute das Palais royal, was damals in großen Schriftzügen die Aufschrift „Palais Cardinal" trug, fo wie das Palais Richelieu.

6. Theil 3 - S. 131

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Iv. von Frankreich. 131 der den Auftrag dazu erhält, verschiebt sie absichtlich, bis auf den Tag vor der Zusammenkunft. Bei seinem Eintritte in den Keller findet er einen Menschen von verdächtigem Ansehen in einem Winkel stehen. Es war ein gewisser Fowkes (sprich Fauks), sonst Osficier in spanischen Diensten, ein verwegener Kerl und Theil-nehmer an der Verschwörung. Mau findet bei ihm eine Menge Lunten, und als man die Reiser auseinanderwirft, entdeckt man die Vorräthe Pulver. Auf die Folter gebracht, gesteht er sein Berbrechen und nennt die Theilnehmer. Piercy und die andern Verschworenen, 80 an der Zahl, fliehen, von ihrem Gewissen verfolgt, nach Warwikshire (sprich Warikschier), verschanzen sich in einem Hanse und werden von den Soldaten des Königs angegriffen. Während des Kampfes fängt das Pulver der Verschworenen Feuer und wirst krachend einen Theil derselben in die Lust; die Uebrigen werden gefangen und büßen auf dem Schaffotte ihr Unternehmen. — Jacob starb 1625. 95. Heinrich Iv. von Frankreich, 1589—1610. Während der letzten 14 Jahre Elisabeths regierte in Frankreich Heinrich Iv., der beste König, welchen die Franzosen seit Ludwig Ix. gehabt hatten, und der noch jetzt bei ihnen in gesegnetem Andenken steht. Es "ist derselbe, der bei der Erzählung der Bartholomäusnacht unter dem Namen Heinrichs von Navarra oder Bearn öfters erwähnt worden ist. Nachdem der dritte Sohn der bösen Katharina von Medicis, Heinrich Hl, 1589 in St. Elond von einem Mönche (Clement) ermordet worden war, gab es in Frankreich keinen nähern Verwandten des nun ausgestorbenen Hauses Valois, als Heinrich von Navarra, das Haupt des Hauses Bourbon, das nun den französischen Thron bestieg. Aber — er war ein Hugenotte; Grund genug, daß der katholische Theil der Franzosen ihm feindlich gegenüber stand. Wollte er • daher König von Frankreich werden, so mußte er sich die Krone erkämpfen. Er war jetzt 36 Jahre alt, in der Blüthe der Jahre, ein schöner, kraftvoller Mann, dessen Körper und Geist gleich gesund waren; dabei die Thätigkeit selbst, ein Feind der trägen Ruhe und des übermäßigen Schlafes. Seine Mutter war Johanna von Navarra, die kurz vor der pariser Bluthochzeit so plötzlich gestorben war. So würdig er nun auch der Krone war, so mußte er doch fünf schwere Jahre Krieg führen, ehe er Paris gewann und die Frau-

7. Theil 3 - S. 235

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl I. 235 denen vielleicht keine Frankreich je gesehen hatte, war es Sitte, sich in französischer Sprache zu unterhalten, und wer dies nicht konnte, bediente sich wenigstens einzelner französischer Wörter. Dadurch geschah es denn, daß eine Anzahl von fremden Ausdrücken in unsere Sprache kam, von denen wir uns erst in der neuesten Zeit, aber noch nicht völlig losgemacht haben. Die Männer ließen sich Monsieur ttetmert; die Frauen bildeten sich ein, sie wären vornehmer, wenn sie Madame hießen, und die Mädchen wollten nicht mehr Jungfrauen, sondern Mademoiselle heißen, und selbst jetzt noch wird es mancher schwer, statt Oncle, Tante, Cousin und Cousine, Oheim, Base, Vetter und Muhme zu sagen, ohne zu bedenken, daß es für uns Deutsche eine Schande sei, fremde Ausdrücke zu borgen, da wir doch unsere eigenen haben. Nach diesem allen brauchen wir also wahrlich nicht die alte Zeit wieder herbeizuwünschen. Jede Zeit hat ihre Vorzüge, jede ihre Gebrechen; im Ganzen aber ist der Fortschritt zum Bessern nicht zu verkennen. 101. Karl I. und Croinwell. Jacob I., der schwache Sohn der unglücklichen Maria Stuart, starb 1625, und hinterließ einen Sohn, Karl I., dem es nicht viel besser gehen sollte, als seiner Großmutter. Er war ein Mann von vielem guten Willen, aber ohne hinlängliche Talente, ein unruhiges Volk zu regieren; er überließ sich daher seinen Ministern, dem Herzog von Buckingham,*) dann dem Grafen von Straf-ford, und die Fehlgriffe, welche besonders der erstere machte, wurden alle dem armen Könige beigemessen und so der Haß gegen ihn immer größer. Mit dem Parlamente gerieth er bald in heftigen Streit. Er setzte etwas darein, ihm in allen Dingen zu widersprechen; Karl wollte, so riethen ihm die Minister, auch nicht nachgeben, und so wurde die Spannung immer gefährlicher. Zwei Parlamente nacheinander löste Karl auf; ein drittes aber 1628 erneuerte alle Beschwerden der früheren und setzte durch die be- *) Buckingham, von niedrigem Stande, nur durch seine Schönheit und Gewandtheit so hoch gestiegen, wurde 1628 in Portsmuth, als er eben das Kommando der Flotte, die das von Richelieu belagerte la Rochelle entsetzen sollte, übernehmen wollte, von einem puritanischen Schwärmer, dem ehemaligen Offizier Felton, mit einem Messer erstochen, weil ihn dieser für die Ursache alles über England gekommenen Unglücks hielt.

8. Theil 3 - S. 237

1880 - Stuttgart : Heitz
Puritaner. Cromwell. 237 das dazu nöthige Geld zu bekommen, rief er nothgedrungen das Parlament wieder zusammen, das lange Parlament genannt, weil es von 1640—48 beisammenblieb. Lange hatten sich die Volkshäupter auf eine solche Gelegenheit gefreut, den König zu kränken und alle seine noch übrigen Vorrechte zu beschneiden. Jedes Parlamentsmitglied kam mit dem festen Willen, ihm nichts zu bewilligen, sondern die ganze Verfassung zu ändern. Gleich das erste war, daß des Königs verdienter Minister und jener Erzbischof (Laud) angeklagt wurden. Sie wurden in den Tower geworfen und trotz aller Gegenvorstellungen des Königs öffentlich hingerichtet. *) „Vielleicht," dachte er, „werden die Schotten nachgiebiger sein!" Er reiste nach Edinburg und hielt auch hier ein Parlament, aber mit eben so wenigem Erfolge. Hier sowohl als von den Kanzeln herab wurden ihm die bittersten Wahrheiten gesagt, und ohne etwas ausgerichtet zu haben, kehrte er verdrießlich nach London zurück. Hier versuchte er noch einmal, Ernst gegen das Parlament zu zeigen, indem er die Verhaftung von fünf Parlamentsmitgliedern verlangte; aber dazu war es jetzt zu spät; seine Achtung hatte er längst verloren und man that gerade das Gegentheil von dem, was er wollte. Kaum wußte der gedemüthigte König mehr, was er thun sollte. Da rieth man ihm, nach den nördlichen Provinzen zu gehen, wo er noch die meisten Freunde hatte. Er ging nach Iork und wurde gut aufgenommen. Das machte ihm Muth. Er versammelte seine Anhänger um sich und erklärte die Parlamentsmitglieder in London für Verräther. Nun war ein Bürgerkrieg nicht mehr zu vermeiden. Beide Theile warben Truppen, und so entstand ein Krieg, der vier Jahre währte und in den sich die Schotten zuletzt auch mischten, natürlich als Gegner des Königs. In diesem Kriege nun zeichnete sich der berühmte Oliver Cromwell aus, von dem hier erst einiges zu sagen ist. Er war der Sohn wenig bemittelter Aeltern und brachte sein weniges. Vermögen durch sein wüstes Jugendleben vollends durch. Plötzlich aber ging mit ihm eine völlige Veränderung vor, wie bei ausschweifenden *) Graf Strassord war ein anerkannt braver Mann, aber die Parteihäupter hatten sich einmal entschlossen, ihn zu stürzen. Als er auf dem Blutgerüste stand sprach er zu den Umstehenden: „Nun trete ich meinen Tod an. Ein Hieb wird meine Gattin zur Wittwe, meine geliebten Kinder zu Waisen machen und mich von allen meinen Freunden trennen. Aber Gott sei mit euch allen! Ich danke Gott, daß ich den Tod nicht fürchte, sondern mein Haupt jetzt eben so freudig niederlegen kann, als ich es jeden Abend aufs Ruhekissen gelegt."

9. Theil 3 - S. 239

1880 - Stuttgart : Heitz
Karls I. Gefangenschaft. 239 Naseby, in der Mitte Englands (1645), wo ihn Cromwell völlig schlug. Da entschloß er sich kurz, den Schotten sich in die Arme zu werfen, denn er wußte, daß sie mit den Independenten gespannt waren. In einer dunkeln Nacht ritt er, nur von zwei Personen begleitet, von Oxford ins schottische Lager. Anfangs wußten die Schotten nicht recht, wie sie sich gegen ihn benehmen sollten, und nahmen ihn mit vieler Ehrerbietung auf. Aber sie gaben ihm zugleich eine Wache, unter dem Vorwande, ihn zu ehren, eigentlich aber, damit er ihnen nicht entwische. Nachdem sie ihn eine Weile mit sich herumgeschleppt hatten, lieferten sie ihn für eine Geldsumme an das Parlament aus, und dieses schloß ihn in ein festes Schloß (Holmby) ein. Da saß nun der unglückliche König einsam, getrennt von allen seinen treuen Dienern, und hatte Zeit, über sein unkluges Betragen nachzudenken. Aber plötzlich öffneten sich die Thüren seines Gefängnisses. Ein ehemaliger Schneider, jetzt Offizier in dem Heere der Independenten, erschien mit einigen hundert Reitern und entführte ihn ins Lager, nicht etwa, um ihn wieder auf den Thron zu setzen, sondern um nun dem Parlamente Gesetze vorschreiben zu können. Die Independenten, d. h. die Männer, welche weder in politischer noch religiöser Hinsicht irgend eine Autorität anerkannten, sondern nur den „Eingebungen des Geistes" folgten, zogen geschwind nach London und schüchterten das Parlament so ein, daß von nun an nur sie herrschten, oder eigentlich Cromwell durch sie. Karl I. war auf ein Schloß in der Nähe von London (Hamptonconrt) gebracht. Von hier gelang es ihm, zu entspringen; er wurde aber bald wieder eingefangen, und Cromwell faßte nun den Entschluß-, ihm den Proceß machen zu lassen. Zu dem Ende wurden alle Gemäßigte aus dem Unterhause gewaltsam ausgetrieben, ihre Stellen von den wüthendsten Independenten eingenommen, und diese Leute setzten fest, daß Karl Stuart — so nannte man den König — gerichtet werden sollte, weil er Krieg gegen das Parlament erregt habe. Das Oberhaus verwarf zwar einstimmig diesen abscheulichen Beschluß; aber daran kehrten sich jene nicht, und die Verordnung wurde als unwiderruflich angenommen. Cromwell spielte dabei eine recht heuchlerische Rolle. Er trat auf und sprach: „Hätte jemand von euch aus eigenem Triebe vorgeschlagen, den König zur Strafe zu ziehen, so würde ich ihn für den größten Verräther gehalten haben. Aber da jetzt die göttliche Vorsehung aus euch spricht, so will ich Gott bitten, daß er

10. Theil 3 - S. 241

1880 - Stuttgart : Heitz
Cromwell Protektor. 241 Als er nun den Kopf auf den Block legen wollte, sprach der Bischof Juxou: „Sire, Ihr habt nur noch einen Schritt zu thun, der zwar schmerzlich und schwer, aber doch nur sehr kurz ist. Er versetzt Euch schnell von for Erde in den Himmel und dort werdet Ihr zu Eurer großen Freude die Krone der Herrlichkeit finden." — „Ja!" antwortete Karl gefaßt, „ich gehe von einer vergänglichen Krone zu einer unvergänglichen über, dahin, wo kein Kummer wohnt!" Mit diesen Worten legte er sein Haupt nieder, und mit einem Hiebe wurde es vom Körper getrennt. Der Scharfrichter war — so ist es in England gewöhnlich — verlarvt; ein anderer, auch mit einer Larve, hob das .blutströmende Haupt bei den Haaren aus, zeigte es dem Volke und rief laut: „Dies ist der Kopf eines Verräthers!" Cromwell wohnte in einem Fenster, dem Blutgerüste gegenüber, auf ein seidenes Polster gestützt, der Hinrichtung bei, ohne Bewegung. Das Volk aber brach aus in ohnmächtige Thränen und Wehklagen, und die Nachricht von dem öffentlich verübten Morde machte überall in England einen unbeschreiblichen Eindruck. Nur die Independenten frohlockten, vertilgten alles, was an den königlichen Namen erinnern konnte, und wollten, um die königliche Würde zu erniedrigen, die kleine Prinzessin zu einer Buttermacherin in die Lehre geben. Aber dazu kam es nicht! Das gute Kind betrübte sich so über den Tod seines Vaters, daß es bald nach ihm starb. Ihr kleiner Bruder wurde nach Frankreich gesandt. Die Schotten erhoben sich für Karl Ii., den Sohn des hingerichteten Königs, aber Cromwell besiegte sie in den Schlachten bei Dunbar und bei Worcester. Darauf wurde er zum Protektor (1653—58) ernannt und herrschte mit weit größerer Strenge über England und Schottland, als Karl. Gern hätte er sich auch König rt&mert lassen, aber das wagte er nicht; denn mehr als einmal wurden Verschwörungen gegen sein Leben entdeckt. Glücklich war er nicht auf seiner Höhe. Unaufhörlich wurde er von Gewissensbissen beunruhigt und immer fürchtete er, von seinen Feinden ermordet zu werden. Mit Unruhe sah er jedes unbekannte Gesicht stier an. Wenn er nach seinem Lustschlosse reiste, verbarg er den Tag und die Stunde der Abreise. Zahlreiche Garden umgaben seinen Wagen. Niemand wußte, in welcher Kammer er schlief, und oftmals veränderte er seine Schlafstelle mehrmals in der Nacht. Selbst unter den Mitgliedern seiner Familie hatte er Gegner. Von unaufhörlichen Aufregungen, Morgen und Seelen- . Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 16
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